Der gezielte Einsatz einer reflektierten Lehrersprache ist das entscheidende Element in einer sprachfördernden Ler-numgebung. Die Lehrersprache hat stets Vorbildfunktion. Sie liegt über dem Sprachniveau der Lernenden mit dem Ziel, diese sprachlich zu fördern ohne sie zu überfordern. Die Lehrperson denkt die Sprachebenen mit und adaptiert entspre-chend der Sprachkompetenz der Lernenden die semantische wie syntaktische Komplexität von Äusserungen und Ar-beitsaufträgen. Dabei verwendet die Lehrperson u.a. auch immer wieder Begriffe und Sprachstrukturen, die die Schüle-rinnen und Schüler in ihre Aktiv- oder Passivsprache übernehmen sollen. Die besondere Wahrnehmungssituation hörge-schädigter Schülerinnen und Schüler erfordert mit Blick auf eine prägnante, strukturierte und reflektierte Lehrersprache den gezielten Einsatz von Modellierungs-, Frage- und Impulstechniken. Dabei ist die unterschiedliche Hör-, Sprach- und Kommunikationskompetenz der Lernenden zu berücksichtigen.

Dementsprechend verwenden die Lehrpersonen im Unterricht mit hörbeeinträchtigten Schülerinnen und Schülern die passenden Kommunikationsformen. Dies kann hauptsächlich die Lautsprache oder/und die Gebärdensprache sein oder/und weitere kompensatorische und assoziative Mittel zur Sicherung des Sprachverständnisses. Hier kommen un-terstützende Systeme wie LBG, GMS, LUG, PMS (siehe unten) zum Einsatz, die sich überwiegend an gehörlose und hochgradig hörbeeinträchtigte Lernende richten. Gesprochen wird immer grammatikalisch korrekt.
Die Audiopädagogische Fachperson kennt die entsprechenden Kommunikationssysteme und kann entspre-chende Fachleute/Adressen vermitteln.

Die Gebärdensprache ist eine natürliche Sprache. Sie entwickelt sich in einer Sprachgemeinschaft, genau wie die gesprochene Sprache. Darum gibt es auf der Welt auch viele verschiedene Gebärdensprachen. Die Gebärdensprache hat ihren eigenen Wortschatz, ihre eigene Grammatik, sie kann abstrakte Begriffe, Gefühle und auch Poesie darstellen. Kurz, die Lautsprache und die Gebärdensprache unterscheiden sich darin, dass die eine mit phonischen Lauten und die andere mit dem körperlichen Ausdruck operiert. In der Schweiz werden drei Gebärdensprachen benutzt: Deutschschweizerische Gebärdensprache (DSGS), Französische Gebärdensprache (LSF-CH) und Italienische Gebärdensprache (LIS-CH)

LBG

LautsprachBegleitende Gebärden werden simultan zu jedem gesprochenen Wort ausgeführt. LBG ist damit eine visuelle Kommunikationsform der deutschen Sprache. Zur Hervorhebung grammatischer Strukturen der deutschen Laut-sprache, wie z. B. Flexionsendungen und Artikel, werden GMS-Zeichen (siehe unten!) verwendet. Lehrkräfte benutzen LBG, um neben dem Inhaltsaspekt vor allem die grammatische Struktur der Sprache hervor zu heben.

GMS

Das Graphembestimmte ManualSystem (Fingeralphabet) dient der Visualisierung von Graphemen und orientiert sich am Alphabet. Die Lehrkraft zeigt jeden Buchstaben eines Wortes, um so Fachtermini, Eigennamen, Rechtschreibfäl-le und Begriffe der Lautsprache, für die keine Gebärden hinterlegt sind, zu visualisieren.

LUG

Lautsprachunterstützende Gebärden verdeutlichen die sinngebenden Begriffe des Gesprochenen. Die Lehrperson verwendet LUG, wenn besonderer Wert auf den Inhaltsaspekt gelegt wird. Die Lernenden können Kommunikationssitua-tionen entspannter folgen.

PMS

Das Phonembestimmte ManualSystem verdeutlicht ausschliesslich die Phoneme und orientiert sich an
der Artikulationsstelle. Die Lehrperson setzt PMS ein, um das eigene Mundbild zu verdeutlichen, das Absehen und damit die Wahrnehmung einzelner Laute zu erleichtern und um die Artikulation der Schülerinnen und Schüler zu unterstützen.

Quelle: Förderschwerpunkt Hören, Im Fokus Lehrersprache 4.1 (2012). München: Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung.